Dienstag, 23. Juni 2015
Akne und die Freundschaft
Ein zum Teil sehr heikles Thema. Ein Mensch der Akne hat ist oft am Ende. Das Selbstbewusstsein sinkt ins Bodenlose, man traut sich nicht mehr vor die Tür, da jede Person auf der Straße einen anblickt. Das ist wirklich keine schöne Erfahrung. In solchen Momenten braucht man sehr gute Freunde, die hinter einem stehen, einen verteidigen und das Gefühl vermitteln, dass man zusammen die Welt besiegen kann. Dabei kommt es nicht darauf an, dass man sich jeden Tag sieht oder spricht. Allein die Gewissheit, dass da jemand ist, der einem in den schlechten Momenten hilft, ist oft schon eine Erleichterung.

Und dann bin da ich. Ich war noch nie das Mädchen, dass zu den beliebtesten Leuten einer Klasse oder Stufe gehört hat. Mir haben immer zwei gute Freunde gereicht, die in allem hinter mir standen. Da wäre zum einem Sophie. Sophie hatte das selbe Problem wie ich. Mit dem Beginn der Pubertät bekam sie auch Akne. Diese ist jetzt weg, allerdings nimmt sie auch noch die Pille. Da wir beide die selben Erfahrungen gemacht haben, mit den selben Problemen gekämpft haben, wussten wir immer, wie sich der andere fühlte und konnten uns somit unterstützen. Auch jetzt ist sie immer für mich da und das ist eine unglaublich starke Stütze, für die ich immer dankbar bin.
Meine zweite Freundin ist Marie. Sie hatte nie mit Akne zu kämpfen, höchstens mal mit ein, zwei Pickeln. Wir beide sind noch nicht solange befreundet, etwa zwei Jahre. Wir beide sind in meine aknenfreien Phase "zusammengekommen". Sie würde somit nie direkt mit dieser Problematik konfrontiert. Klar hat sie mich gesehen und die Krankheit wahrgenommen, doch das Gefühlschaos und die Unsicherheit die dadurch entsteht, sind ihr fremd. Es gibt einen Punkt in unserer Freundschaft, der mich ziemlich unsicher macht. Ich empfinde es so, dass sie und ein paar weitere Freunde mit den ich letztes Wochenende unterwegs war, sehr auf Äußerlichkeiten achten. Oftmals treffen sie einander gegenüber die Aussage, wie "fett" sie doch sind. Jetzt sei dazugesagt, dass alle wirklich dünn sind und da kein Gramm zu viel ist. Natürlich sagt keiner was wegen meiner Akne. Gefühlt wurde ich dieses Wochenende allerdings ausgegrenzt. Ob das jetzt mit der Akne oder meiner aktuellen psychischen Verfassung - die momentan wirklich sch***e ist - bleibt natürlich offen. Es bleibt allerdings eine Belastung, die einen wieder dazu bringt, dass man sich heulend im Haus verstecken möchte.

Wahre Freunde sind für Jugendliche und Erwachsene die von Akne betroffen sind, wirklich wichtig. Sie sind Stützen und sind in gewisser Weise auch von der Krankheit betroffen. Sie sind die, die uns hinter unserem Rücken verteidigen müssen, die uns sagen müssen, dass wir trotz der Pickel, Rötungen und Narben wunderschön sind und uns die Kraft geben, dass wir uns nicht selber aufgeben. Akne ist eine Krankheit die sowohl den Körper als auch den Geist betrifft. Eine unglaubliche Doppelbelastung, die alleine nicht zu ertragen ist. Viele sind sich ihrer Wichtigkeit in unserem Leben nicht bewusst.

Um auf meine beiden Freunde zurückzukommen. Auch wenn es sich oben nicht gerade positiv angehört hat, bin ich froh zwei starke Freunde zu haben. Ich bin mir sicher, dass beide hinter mir stehen, auch wenn sie es manchmal nicht so gut zeigen können. Und das gibt einem selber die Kraft aufzustehen und weiterzumachen. Das ist das einzige was zählt.

Eure Lynn

P.S.: Die Namen meiner Freundinnen wurden in ihrem Sinne geändert.

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